Und was haben diese beiden Herren uns unwissenden Verbrauchern zu sagen? In Kürze zusammengefasst wohl, dass es nur eine Möglichkeit gibt, sich vor Kartenmißbrauch zu schützen: Die Karte - egal ob ec-Karte oder Kreditkarte - an einem sicheren Ort verwahren, wegschließen und erst wieder hervorholen, wenn das Konto geschlossen wurde. Auf keinen, ja auf gar keinen Fall sollte die Karte bestimmungsgemäß eingesetzt werden, sei es am Geldautomaten, beim Händler oder gar im Internet. Denn dann ist es so gut wie sicher, dass ich Opfer von Betrügern werde, mein Konto leergeräumt wird und ich mein sauer verdientes Geld nie wieder sehe.
Jetzt sind solche Aussagen für Vertreter der Polizei nichts besonders und verständlich: Ähnliches gibt es zum Thema Gefahren des Straßenverkehrs (Lösung: das Haus nicht verlassen) oder Einbruch & Diebstahl (Lösung: alle Wertsachen verschenken). Entsprechend plastisch schildert Herr Hartenberger auch die raffinierten Betrugsmethoden, welchen er in seiner beruflichen Praxis schon begegnet ist: Bestens präparierte Geldautomaten ("das ist so gut gemacht, das kann man kaum bemerken"), böse Kellner ("Karte nie aus der Hand geben!") und das allzeit gefährliche Internet ("40% der Rechner sind infiziert"). Aber für einen Vertreter eines Finanzinstituts sind solch offene Worte doch überraschend. Prima, könnte man meinen, da redet endlich auch ein Banker mal Tacheles, weiter so! Immerhin würde den Sparkassen, sollten sich alle ihre Kunden an die Ratschläge ihres Vertriebsleiters halten, Einnahmen in dreistelliger Millionenhöhe verloren gehen - von zusätzlichen Kosten durch manuelle Bargeldausgabe ganz abgesehen. Wenn das nicht Beratung im Sinne der Kunden ist!
Doch, die Frage sei gestattet, was steckt hinter dieser vermeintlichen Offenheit? Zunächst: Natürlich kann es beim Einsatz von ec- und Kreditkarte zu Problemen kommen. Und eine Sensibilisierung der Verbraucher ist grundsätzlich etwas Gutes. Was hier aber von unseren beiden Herren und leider auch häufig den Medien gemacht wird ist mehr Panikmache als tatsächliche Beratung. Denn meist wird nur auf die vermeintlichen Gefahren anhand extremer Beispiele, nicht aber auf die Vorteile eingegangen. Und diese überwiegen nach neutralen Studien unter anderem von der EZB deutlich:
- Durch Kartenzahlungen wird die Gefahr von Falschgeld deutlich reduziert
- Das Handling von Bargeld kostet viele Millionen Euro, angesichts der jüngsten Bundesbankpläne zur Bargeldversorgung Tendenz steigend
- Verliert man seine Geldbörse, können Karten gesperrt werden; Bargeld ist in jedem Fall verloren
- Schwarzarbeit, Steuerhinterziehung und Schattenwirtschaft werden nachhaltig eingedämmt
- Das Internet als Wirtschaftsplattform, und zu der gehört auch die Verwendung von unbaren Zahlungsmitteln, ist ein Wachstumsmotor der westlichen Wirtschaft
Warum also wettert ein Vertreter der Sparkassen so gegen das Zahlen mit Karte? Vor allem anderen: Unwissenheit. Die oben aufgeführten Punkte dürften Herrm Berg ebensowenig bekannt sein wie die Ertrags- und Kosteneinsparungspotentiale für sein Institut. Schuld daran ist vor allem, dass das Kartengeschäft bei den deutschen Banken und Sparkassen noch immer ein Schattendasein fristet. Diese glauben, mit der automatischen Ausgabe der ec-Karte habe man ja schon alles Notwendige getan. Im Vertrieb stehen andere Produkte im Mittelpunkt, seien es Bausparverträge, Lebensversicherungen oder Fondsanlagen. Doch ohne Kommunikation - sprich Werbung - auch keine Nutzung. Die Mobilfunkbranche hat dies schon vor langer Zeit verstanden und fokussiert sich in einem kundenseitig gesättigten Markt auf Nutzungssteigerungsmaßnahmen - mit Erfolg und Wachstum.
Eine solche Maßnahme würde auch den deutschen Banken und Sparkassen gut zu Gesicht stehen. Über ihre nationalen Gremien und Dienstleister hätten sie sogar die Möglichkeit einer konstertierten Aktion, wie sie bereits in anderen Ländern erfolgreich umgesetzt wurde. Und natürlich sollten hierbei auch die potentiellen Risiken berücksichtigt werden. Aber bitte ausgewogen und ins Verhältnis gesetzt. Dann muss die Karte auch nicht länger vor Licht und Einsatz geschützt werden...
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